Das Designstudio Science Communication Lab entwickelt Visualisierungen für die Wissenschaftskommunikation, die viel zu einem besseren Verständnis aktueller Forschung beitragen. Nun sind im Atelierhaus im Kieler Anscharpark erstmals in einer Werkschau Arbeiten und interaktive Exponate zu sehen, die in den letzten Jahren für verschiedene Forschungsfelder entstanden sind.
Atelierhaus im Anscharpark
Heiligendammerstraße 15
24106 Kiel
14.04. – 07.05.
Freitag und Samstag von 15–18 Uhr
Sonntag von 12 – 18 Uhr
13.04. | 18:00 Uhr
Vernissage
17.04. | 17:30 Uhr
Kieler Wissenschaftskommunikation Networking Abend
25.04. | 17:00 Uhr
Moritz Stefaner Vortrag
«Art and Science of Data Visualization»
03.05. | 17:00 Uhr
Studio NAND Vortrag
«Inventive Thinking Through Making»
07.05. | 14:00 Uhr
Finissage
Das Unsichtbare sichtbar zu machen zieht sich wie ein roter Faden durch die Werke des Science Communication Lab. Das Kieler Designstudio entwickelt Visualisierungen für die Wissenschaftskommunikation, die viel zu einem besseren Verständnis aktueller Forschung beitragen. Nun sind im Atelierhaus, im Kieler Anscharpark, erstmals in einer Werkschau Arbeiten und interaktive Exponate zu sehen, die in den letzten Jahren für verschiedene Forschungsfelder entstanden sind.
Vor circa 10 Jahren stellten sich Konrad Rappaport und Prof. Tom Duscher die Frage, wie man die klimabedingten Veränderungen in unseren Ozeanen besser darstellen und vermitteln könnte. Zusammen hatten sie die Idee zu einem interaktiven wissenschaftlichen Poster. Wissenschaftler*innen sollten nicht mehr vor einem mit Informationen überfüllten Papierposter stehen, wie es auf wissenschaftlichen Konferenzen üblich ist. Stattdessen sollen sie an einem übergroßen Touchscreen interaktive Grafiken und dreidimensionale Globen zeigen können, um ihre Forschung zu erklären. Zum Glück war die Muthesius Kunsthochschule Teil des Exzellenzclusters für Meeresforschung „The Future Ocean” und so konnte das Projekt gefördert und realisiert werden. Zur damaligen Zeit war es durchaus ungewöhnlich und visionär, Forschungsgelder auch für die Wissenschaftskommunikation einzusetzen. Das Next Generation Scientific Poster war geboren und überzeugte nicht nur die Wissenschaftler*innen der Kieler Meeresforschung. Das interaktive Konzept und die futuristischen Visualisierungen von Konrad Rappaport wurde mit renommierten Designpreisen wie den „German Design Award” oder dem begehrten „Information is Beautiful Award” ausgezeichnet. Konsequent wurde aus diesem gelungenen Forschungsexperiment die selbstständige GbR Science Communication Lab aus der Hochschule ausgegründet.
Seither ist das Scicom Lab stetig gewachsen und besteht mittlerweile aus einem achtköpfigen Team. Es hat Kommunikationsstrategien und Visualisierungen für verschiedene Forschungs- und Wissenschaftsbereiche entwickelt, zum Beispiel archäologische Informationsgrafiken und georeferenzierte Anwendungen für das archäologische Landesamt Schleswig-Holstein. In einer der neueren Arbeiten namens „Viking Walks” begeben sich die Nutzer*innen auf einen digitalen Spaziergang durch das Weltkulturerbe Hedeby und Danevirke. Das 26 km lange archäologisches Denkmal ist aufgrund seiner schieren Größe und teilweisen Zerstörung in der Realität nur schwer zu erleben und wurde vom Scicom Lab mit einem Datensatz von über 400 Millionen Punkten aus einem Lidar-Scan wieder sichtbar und digital erlebbar gemacht.
Das Unsichtbare macht das Science Communication Lab auch für den Sonderforschungsbereich „Origin and Function of Metaorganisms” der Christian Albrechts Universität sichtbar. Hier entwickelte das Scicom Lab zusammen mit den Forscher*innen des Sonderforschungsbereichs eine interaktive Lern-App, damit Studierende der Biologie noch besser die bahnbrechenden Konzepte der Mikrobiomforschung lernen und verstehen können. Auch hier setzt das Designstudio aus Kiel auf ausdrucksstarke Visualisierungen, die sich im Gedächtnis einprägen und so das Lernen erleichtern. Die App kann in der Ausstellung und auch zu Hause unter der URL: metaorganism.app ausprobiert werden.
Was sich im Ozean unter der Wasseroberfläche verbirgt hat das Scicom Lab in zwei interaktiven Postern sichtbar gemacht, die ebenfalls ausgestellt werden: in „Explore the Ocean“ werden episodenhaft marine Themen aus der Geodynamik, Ökologie und Klimawissenschaften zum ersten Mal auch mit Audiokommentar erlebbar gemacht. Dabei sind einprägsame Visualisierungen vom Plastikmüll im Ozean, von Rohstoff-Schätzen aus der Tiefsee oder der Klimakrise entstanden. Beim zweiten Ozeanposter handelt es sich um das Ursprungsposter, dem „Next Generation Interactive Poster“. Hier werden Gefahren im Meer erklärt, wie zum Beispiel Hangrutschungen und Tsunamis, aber auch in einem fantastischen Zeitraffer die globale Zunahme der wissenschaftlichen Meeresforschungsaktivitäten aufzeigt.
Doch es gibt noch einiges mehr zu entdecken in dieser Design- und Wissenschaftsausstellung, denn auch die spektakulären, cineastischen Animationen für die astrophysikalische Forschung von DESY, dem Deutschen Elektronen-Synchrotron, sind als großformatige Projektionen zu sehen und noch einige andere, spannende Forschungsthemen.